Das sind die besten Gesellinnen und Gesellen Nordwestmecklenburgs
Unter den Jahrgangsbesten in diesem Herbst sind zwei Tischlerinnen, die in Wismar und Schönberg gelernt haben, und eine Friseurin aus Wismar, die ihre Ausbildung in Gägelow absolvierte. Wir zeigen Bilder von der Freisprechungszeremonie in der Grevesmühlener Malzfabrik.
Lachen kommt auf im Rathaussaal der Grevesmühlener Malzfabrik, als Kreishandwerksmeister Detlef Kohrt nach der Freisprechformel erwähnt, dass es früher üblich war, dass die frischgebackenen Gesellen ein Mahl für ihre Meister und die anderen Gesellen ausrichteten. Bevor sie dann endgültig in den Kreis der Gesellen aufgenommen werden konnten. „Heute läuft das komplett anders.“, sagt einer der Väter. „Heute zahlen wir Eltern die Feier.“
Zwei Tischlerinnen unter den Besten
Was die Gesellen angeht, ist heutzutage noch so einiges mehr anders. Das lässt sich auch daran ermessen, dass es inzwischen viele Gesellinnen gibt. Auch unter den sieben Jahrgangsbesten, die im Herbst dieses Jahres ihren Abschluss im Landkreis Nordwestmecklenburgerhalten haben, sind drei Frauen.
Zwei davon sind Tischlerinnen geworden, eine Friseurin. Vanessa Eickelberg aus Rostock, die in Wismar ihre Ausbildung absolviert hat, hat vorher Architektur studiert und ihr Studium abgebrochen. „Dann habe ich mich ganz bewusst für eine handwerkliche Ausbildung entschieden.“ Möbeldesign, sagt sie, interessiere sie. „Es macht Spaß, etwas mit den eigenen Händen herzustellen, das Bestand hat.“
Ihre Berufskollegin Denise Dombrowsky aus Grevesmühlen, die in einer Tischlerei in Schönberg ihre Lehrzeit verbrachte, wird ganz klassisch auf Walz gehen, wie sie verrät. „Ich werde ein Jahr unterwegs sein. Mal schauen, wohin es mich führen wird.“ Gerne würde sie auch ins Ausland gehen. Doch da hat die Corona-Pandemie, die auch die Freisprechung an diesem Nachmittag bestimmt, noch ein Wörtchen mitzureden. „Ja, man muss sehen, wohin man überhaupt kommt.“, sagt sie. Doch sie ist guten Mutes.
Werte und Tugenden
Eigentlich hatte Kreishandwerksmeister Detlef Kohrt gehofft, ohne Mundschutz auszukommen. Doch es waren so viele Eltern, Freunde und Angehörige der Jung-Gesellen erschienen, dass sogar noch Stühle in den Rathaussaal der Malzfabrik geschafft werden mussten. Die mit Abstand aufgestellt wurden.
Der Grevesmühlener Bürgermeister Lars Prahler gab den frischgebackenen Gesellen ein paar Ratschläge mit auf den Weg, erinnerte sie an Tugenden, wie „Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Einsichtigkeit, Beständigkeit und Neugierde“. Er legte den Bäckern, Tischlern, Malern und Lackierern, Friseuren, Hochbaufacharbeitern, Zimmerern, Sanitär-Heizungs-Klimatechnikern und Maurern auch ihre Heimat noch einmal ausdrücklich ans Herz. „Bleiben Sie, es lohnt sich. Handwerk hat schon lange wieder goldenen Boden, auch in Nordwestmecklenburg. Und überhaupt, wo sollte es denn schöner sein als hier.“
Dass es dennoch einige der Junggesellen und -gesellinnen hinaus in die Welt ziehen wird, vielleicht auch doch noch zu einem Studium, verstand der Bürgermeister. Wichtig sei, fand er, dass sie sich immer darüber bewusst seien, dass sie selbst ihr Schicksal bestimmen könnten.
Theorie ist häufiger Problem
Insgesamt haben 41 Lehrlinge an den Herbst-Prüfungen teilgenommen, bestanden haben allerdings insgesamt nur 27. Sabine Kijas von der Kreishandwerkerschaft sieht den Grund oftmals in der „Theorie“. Praktisch hätten die meisten Lehrlinge eher weniger Probleme. Doch die Schwachstellen im Lernen von Theorie seien manchmal schon eklatant und hätten im Verlauf der vergangenen Jahre zugenommen.
Das beste Prädikat, das erreicht wurde, war „Gut“. Sieben mal wurde es verteilt und kürte damit die Jahrgangsbesten. Mit „Befriedigend“ schlossen acht Gesellen ihre Ausbildung ab, 12 mit dem Prädikat „Ausreichend“, 14 bestanden demzufolge nicht.
Unter denen, die jetzt die Gesellenprüfungen in Nordwestmecklenburgbestanden, befanden sich zwei Wiederholer. Gesellenprüfungen zu wiederholen, ist also möglich. So ermunterte Kreishandwerksmeister Detlef Kohrt die Durchgefallenen auch, wieder anzutreten, obwohl sie sicherlich nicht unter den Anwesenden waren.
Von Annett Meinke