Handwerksmeister aus Grevesmühlen: „Die Welt ist elektrisch und wird es bleiben“
Kaum eine Branche ist derzeit so gefragt wie das Handwerk. Doch Nachwuchs zu finden, wird immer schwerer. Das gilt auch für den Beruf eines Elektronikers. Wie attraktiv der Job ist, erklärt Karsten Joost aus Grevesmühlen.
Grevesmühlen
Im Zeitalter von Hightech und Internet scheint das Handwerk an Bedeutung zu verlieren. Eher das Gegenteil ist aber der Fall. Ohne praktische Arbeiten lassen sich Bauvorhaben nicht umsetzen oder Reparaturen in hoher Qualität durchführen. Doch wie attraktiv sind heute solche Berufe. Warum sollten sich junge Leute zum Beispiel dafür entscheiden, eine Lehre zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik zu beginnen?
Sauberer Beruf
„Es ist ein schöner und sauberer Beruf“, sagt Karsten Joost, Chef des gleichnamigen Elektrofachbetriebes in Grevesmühlen und stellvertretender Obermeister der Elektro-Innung in Nordwestmecklenburg. Die Zeiten, in denen die Elektroniker mit viel Staub und Dreck zu kämpfen hatten, sind vorbei. Das gibt es heute kaum noch. Denn die Vorarbeiten lassen in der Regel die Betriebe dieser Branche von anderen Firmen erledigen.
Dann sind das Wissen und Können des Elektronikers gefragt. Dieser muss sich in ganz vielen Bereichen auskennen. Dazu können zum Beispiel das Einrichten von Ladestationen für Elektro-Autos ebenso wie das Anschließen von Wärmepumpen oder kompletten Elektro-Installationen in Wohnungen oder Häusern gehören. Diese Vielseitigkeit macht den Beruf aber auch so interessant. Wer den Beruf eines Elektronikers erlernt, muss sich also keine Sorgen machen, dass er irgendwann einmal nicht mehr gebraucht wird oder gar überflüssig ist.
„Die Welt ist elektrisch und die Zukunft wird elektrisch sein“, fasst es Karsten Joost zusammen. Und seit dem 1. August wird erstmals auch die Ausbildung zum Elektroniker für Gebäudesystemintegration angeboten. Durch die zunehmende Digitalisierung sind Vernetzungen von Gebäuden häufig notwendig. Das ist eine der Aufgaben, die dann diese Fachkräfte zusammen mit den Planern übernehmen.
Dreieinhalb Jahre Ausbildungszeit
Jeweils dreieinhalb Jahre dauert die Lehrzeit. Die Auszubildenden bekommen im ersten Jahr monatliche Bruttogehälter von 700 Euro, im zweiten Jahr 825 Euro, im 3. Jahr 875 Euro und im letzten Jahr ihrer Ausbildung 925 Euro. Für einen Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik liegt der tariflich festgelegte Ecklohn in Mecklenburg-Vorpommern bei 14,70 Euro in der Stunde. 2022 steigt er auf 15,50 Euro. 2010 waren es noch 9,65 Euro und 2011 dann 9,88 Euro.
„Die meisten Betriebe zahlen aber mehr“, so Joost. Denn sie wissen, wie wertvoll Fachkräfte sind, die auch im Elektrobereich Mangelware sind. Selbst auszubilden wird für die Betriebe deshalb immer wichtiger. Um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen, wird neben der Teilnahme an Berufsmessen durch die Kreishandwerkerschaft in den sozialen Medien das Handwerk beworben. Außerdem wurde jetzt eine Handwerksschule ins Leben gerufen, die gezielt in Schulen und Klassen geht. Um jungen Menschen erste Einblicke in Handwerksberufe zu geben. Das beginnt nach Aussage von Joost bereits ab Klasse 7, so dass sich die Jugendlichen früh damit beschäftigen können, welchen Berufsweg sie einmal einschlagen möchten.
Wer sich zum Elektroniker ausbilden lassen möchte, bei dem sollten Mathematik und Physik sitzen, wie Joost sagt. Auch gute Kenntnisse in Deutsch und Englisch nennt er neben dem Sport als weitere Eingangsvoraussetzungen. Denn gerade in der digitalen Welt muss, so Joost, viel gelesen werden.
Von Dirk Hoffmann